Vom Traum zur Lokomotive, der Stifter Manfred Welzel
Vom Traum zur Lokomotive,
die Dampflok 44 1616
Der Jugendtraum, die eigene Lokomotive
"Soweit ich mich erinnern kann, kam ich damals, 1969, als elfjähriger Bub zum ersten Mal in Kontakt mit den mächtigen „Jumbos“, den Lokomotiven der Baureihe 44. Seitdem war ich Feuer und Flamme für die 44er. Das „Feuer“ wurde größer, als ich später als junger Eisenbahnfreund unter Aufsicht eines erfahrenen Lokführers zum ersten Mal den Regler einer solchen Dampflok betätigen durfte." |
Manfred Welzel Stifter der Dampflokomotive 44 1616 „Moggi“ |
Anfang der siebziger Jahre, als Manfred Welzel noch zur Schule ging, trat er den Eisenbahnfreunden in Aschaffenburg bei, aus denen später der Verein zur Erhaltung historischer Dampflokomotiven e.V. hervorging. Auch beruflich versuchte er sein Hobby umzusetzen und so schlug er die Laufbahn eines nichttechnischen Bundesbahnassistenten beim Bahnhof Aschaffenburg ein. Eigentlich wollte er direkt in den technischen Dienst, aber diese Stellen waren zu der Zeit in Aschaffenburg alle überbelegt. 1984 begann er dann doch noch die Ausbildung zum Triebfahrzeugführer und ist seitdem bei der DB und bei den EFZ (Eisenbahnfreunde Zollernbahn) auf Maschinen aller drei Traktionsarten, den Dampf-, Diesel- und Elektrolokomotiven zuhause.
Die letzten Lokomotiven der Baureihe 44 waren bei der damaligen Deutschen Reichsbahn in der DDR im Einsatz. Bei Besuchen im Osten konnten diese mächtigen Maschinen immer wieder bewundert werden. Der Wunsch nach einer eigenen betriebsfähigen 44er wurde immer brennender. Noch waren die Grenzen aber nicht offen und auch das Problem der Finanzierung erschien unüberwindlich. Der „Traumberuf“ als Lokführer brachte keine Reichtümer. Es entstand die Idee, eine der Herstellerfirmen für das Vorhaben als Sponsor zu gewinnen, aber auch dieser Versuch schlug fehl. Mit dem Fall der Mauer kam plötzlich die Wende. Im März 1991 ergab sich für Manfred Welzel dann die Gelegenheit auf der heute ebenfalls erhaltenen 44 1486 mitzufahren, als diese gerade nach ihrer Untersuchung in Meiningen ihre Gewährleistungsfahrten machte. Ab da war dann sein Entschluss sicher, dass solch eine Lok angeschafft werden musste, denn zu dem Zeitpunkt hätte Manfred Welzel die Lokomotive am liebsten direkt eingepackt. Informationen über die bis dahin bei der Reichsbahn noch vorhandenen Lokomotiven wurden zusammengetragen und ausgewertet. Die meisten von ihnen waren bereits vor längerer Zeit als sogenannte Heizlokomotiven umfunktioniert und dienten so eigentlich nur noch der örtlichen Versorgung mit Heizdampf. Darunter befand sich auch die 44 1616 im Bahnbetriebswerk Bautzen. Nach gründlichen Erkundigungen und einigen Besuchen stellte sich heraus, das sich diese Lokomotive trotz ihres Daseins als Heizlok in erstaunlich gutem Zustand befand und ihr im Gegensatz zu den vielen ihrer Heizlokschwestern nur wenige unbedeutende Teile entnommen waren. Zufällig fanden sich auch die richtigen Leute bei der Reichsbahn in Berlin und Dresden, die Verständnis für das Ansinnen des dampflokbegeisterten Eisenbahners hatten. Das letzte Geld wurde zusammengesammelt und ein grosser Teil der eigenen Modelleisenbahnsammlung verkauft. Schnell wurde man sich einig und weil es auf dem Weg lag, wurden dann im Dampflokausbesserungswerk Meiningen in Thüringen auch gleich noch die erforderlichen Untersuchungen an der Lok durchgeführt. Am 19.9.91 war es dann so weit und ein Jugendtraum ging in Erfüllung. Als stolzer Eigentümer einer Lokomotive konnte Manfred Welzel den Regler seiner 44er selbst öffnen und die Lok in seine Heimat überführen.
Zur Freude aller Dampfenthusiasten war die 44er von Manfred Welzel acht Jahre lang zusammen mit den historischen Zügen der Ulmer Eisenbahnfreunde in ganz Deutschland unterwegs. Darunter auch auf der klassischen Route der letzten DB 44er von der Soester Börde über das Eggegebirge. Auch Österreich, Slowenienen und die Schweiz wurden besucht. Eigentlich wollte Manfred seiner Lok gleich den Spitznamen „Moggele“ geben was aus dem Schwäbischen kommt und „etwas Kleines“ bedeutet. Da die Lokomotive ja nun doch nicht unbedingt zu den kleinen gehört, wird sie nun seit vielen Jahren liebevoll „Moggi“ genannt. Ende 2003 hat Manfred Welzel die „Moggi“ in das Eigentum der Stiftung übertragen um so den dauerhaften Erhalt seiner 44 1616 als Industriedenkmal zu sichern. Die technische Betreuung wird von ihm als bester Kenner der Lokomotive selber weiter durchgeführt.
Seit 1999 stand „Moggi“ gut behütet in Ettlingen bei Karlsruhe abgestellt und wartet auf ihre nächsten Einsätze. Nachdem die Maschine zuletzt einige Jahre im Freien verbringen mußte, wurde sie am 31.05.08 zur Aufarbeitung in das Süddeutsche Eisenbahnmuseum Heilbronn gebracht. Trotz des guten Zustandes werden für die Hauptuntersuchung ca. 150.000 Euro erforderlich sein. Über die Spendenaktion Projekt 44 1616 können Sie sich an der Wiederinbetriebnahme dieser Lokomotive beteiligen und so die besondere steuerliche Förderung von Stiftungen für Ihre Zuwendugen in Anspruch nehmen.
Stifter der Dampflokomotive 44 1616 „Moggi“
- Details
- Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, 05. Januar 2012 10:15
- Veröffentlicht am Freitag, 10. Juni 2011 15:38
- Geschrieben von Johannes Löbbert
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